Wie Künstliche Intelligenz die Cyber-Sicherheit verbessert

Sprachlich einwandfreie Phishing-Mails formulieren oder sogar Teile einer Schadsoftware automatisiert programmieren lassen - die rasche Verbreitung und einfache Zugänglichkeit von KI-Tools hat die Einstiegshürde für Cyber-Attacken gesenkt und dazu geführt, dass Angriffe jetzt noch zielgerichteter und effektiver durchgeführt werden können.

Die Konsequenz für Unternehmen und andere Organisationen: Das Risiko, einem Cyber-Angriff zum Opfer zu fallen, wird immer größer und auch das Schadenspotenzial der Angriffe steigt. So sehen laut einer Bitkom-Umfrage von 2023 57% der Unternehmen in der Verbreitung generativer KI eine Gefährdung für die Cyber-Sicherheit.

Künstliche Intelligenz wird jedoch nicht nur von Angreifern verwendet, sondern kommt zunehmend in Cyber-Sicherheitslösungen zum Einsatz. 35% der Unternehmen gehen deshalb davon aus, dass sich die Cyber-Sicherheit durch den Einsatz von KI verbessern wird.

Schauen wir uns an, wie Künstliche Intelligenz Unternehmen und Organisationen bei der Prävention von Cyber-Angriffen unterstützen kann und welche Rolle KI in der Cyber-Sicherheit spielt.

Wie Künstliche Intelligenz hilft, Cyber-Angriffe zu verhindern

Künstliche Intelligenz kann auf verschiedene Arten eingesetzt werden, um Cyber-Angriffe zu verhindern oder den Schaden im Angriffsfall zu minimieren. Zu den wichtigsten Einsatzgebieten gehören die Früherkennung von Bedrohungen und die automatisierte Reaktion auf Cyber-Angriffe.

Maschinelles Lernen kann eingesetzt werden, um Datensätze vergangener Angriffe auszuwerten und daraus bestimmte Angriffsmuster abzuleiten, die zur Erkennung neuer Angriffe genutzt werden können. Das können zum Beispiel die Signaturen von bereits bekannten Malware-Arten sein, die dann zur frühzeitigen Erkennung neuer Varianten von Schadsoftware genutzt werden können.

Mit derselben Vorgehensweise kann auch das Benutzerverhalten analysiert werden, um typische Muster zu erkennen. Diese werden zum Abgleich verwendet, um Abweichungen und möglicherweise verdächtige Aktivitäten zu erkennen. So ist es beispielsweise anhand der Auswertung des normalen Nutzerverhaltens möglich zu erkennen, ob ein Benutzerkonto kompromittiert wurde und sich eine nicht autorisierte Person in das Konto eines Mitarbeitenden eingeloggt hat, oder ob eine sonstige Insider-Bedrohung vorliegt.

Durch die Verarbeitung von Datenquellen in natürlicher Sprache kann KI darüber hinaus helfen, Threat Intelligence (detaillierte, umsetzbare Informationen über Cyber-Bedrohungen) zu sammeln. Threat Intelligence hilft IT-Sicherheitsteams, sich ein umfassendes Bild von der Bedrohungslandschaft zu verschaffen und fundierte strategische Entscheidungen zu treffen, um die Bedrohung zu minimieren.

Die wichtigsten Einsatzgebiete von KI in der Cyber-Sicherheit
  • Anomalieerkennung im Netzwerkverkehr und im Nutzerverhalten
  • Erkennung von Ransomware und Phishing-Mails
  • Erkennung von Bedrohungen in Echtzeit
  • Dynamische Bedrohungsanalyse dank Anpassungsfähigkeit der KI
  • Automatisierte Reaktion auf erkannte Bedrohungen
  • Schnelle Auswertung großer Datenmengen zur Identifizierung von Mustern und Trends
  • KI-gestützte Threat Intelligence durch das Auswerten von Bedrohungsdatenbanken und externe Bedrohungsdatenquellen
  • Allgemeine Automatisierung von Routineaufgaben

Konkrete Anwendungen von KI in der Cyber-Sicherheit

Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, KI in der Cyber-Sicherheit einzusetzen. Im Folgenden werden verschiedene Bereiche der IT-Sicherheit und die zugehörigen Sicherheits-Tools vorgestellt, in denen Künstliche Intelligenz eingesetzt werden kann.

 

Identity and Access Management

Identity and Access Management (kurz: IAM) beschreibt die zentralisierte Verwaltung von digitalen Identitäten und Zugriffsrechten. Durch die Integration von Künstlicher Intelligenz in IAM-Systeme wird es möglich, das Anmeldeverhalten von Benutzern eingehend zu analysieren und Anomalien zu erkennen, die auf eine mögliche Kompromittierung des Benutzerkontos hindeuten (z. B. Anmeldungen in den Systemen aus dem Ausland oder zu unüblichen Zeiten wie mitten in der Nacht oder am Wochenende). Eine weitere Einsatzmöglichkeit von KI in IAM-Systemen ist das automatisierte Einrichten einer Multi-Faktor-Authentifizierung oder das automatische Erneuern von Passwörtern und anderen Zugangsdaten.

 

Incident Response

Bei der Reaktion auf Cyber-Angriffe müssen im Rahmen der forensischen Analyse der Systeme und der IT-Wiederherstellung enorme Mengen an Daten ausgewertet werden. KI kann verwendet werden, um große Datenmengen zu analysieren und eigenständig auszuwerten, um die relevantesten Ergebnisse und Befunde herauszufiltern. Generative KI kann die Ergebnisse der Analyse sogar in Form einer ausformulierten Auswertung zur Verfügung stellen.

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Reaktion: Was tun im Angriffsfall?

Lernen Sie, wie Unternehmen auf Cyber-Angriffe reagieren sollten, um Schäden zu minimieren und schnell wieder handlungsfähig zu werden.

Security Information and Event Management

Systeme für Security Information and Event Management (kurz: SIEM) sind IT-Sicherheitslösungen, die Daten aus dem gesamten IT-Netzwerk sammeln, analysieren und auswerten, um Bedrohungen in Echtzeit zu erkennen und eine Sicherheitswarnung auszugeben. SIEM-Systeme stützen sich stark auf KI, um sicherheitsrelevante Daten und Aktivitäten aus dem gesamten Unternehmen automatisiert zu aggregieren und die Analyse von Systemprotokollen und Sicherheitsereignissen zu optimieren.

 

Endpunktsicherheit

Künstliche Intelligenz kann in der Cyber-Sicherheit auch zur Verbesserung der Endpunktsicherheit verwendet werden. Zum einen kann KI Bedrohungen auf Endgeräten in Echtzeit erkennen und automatisch auf identifizierte Bedrohungen reagieren. Zum anderen kann Künstliche Intelligenz das Nutzer- und Geräteverhalten kontinuierlich überwachen, um Anomalien zu erkennen, die auf ein Sicherheitsproblem hindeuten könnten.

Daneben findet KI auch in fortschrittlichen XDR-Tools (Extended Detection and Response) Anwendung. Diese Tools sammeln und korrelieren Daten aus mehreren Sicherheitsschichten (z.B. Endgeräte, E-Mails, Netzwerke und Cloud-Anwendungen) in einem zentralen System und ermöglichen so einen ganzheitlichen Überblick möglicher Bedrohungen.

 

Daten- und Informationssicherheit

Künstliche Intelligenz kann IT-Sicherheitsteams in mehrfacher Hinsicht bei der Verbesserung der Datensicherheit unterstützen. So kann KI bei der Kategorisierung der gesamten Daten des Unternehmens helfen, um den Schutzbedarf verschiedener Datensätze zu ermitteln. Auch Versuche, Daten unbefugt aus Netzwerken und Systemen des Unternehmens zu exportieren, können mit KI erkannt und verhindert werden. Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz von KI zum Herausfiltern von Phishing-Mails und von möglicherweise mit Ransomware infizierten Spam-Nachrichten aus dem Postfach der Mitarbeitenden.

Vorteile der Einbindung von KI in Cyber-Sicherheitslösungen

Die Verwendung von KI in der Cyber-Sicherheit bietet mehrere entscheidende Vorteile für Unternehmen und Organisationen. Die wichtigsten Verbesserungen, die sich durch die Einbindung von Künstlicher Intelligenz in Anwendungen und Prozesse erreichen lassen, haben wir hier zusammengefasst.

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Schnelligkeit und Effizienz:

Mithilfe von KI lassen sich viele Prozesse in der Erkennung und Abwehr von Cyber-Angriffen beschleunigen. Viele Lösungen streben sogar eine Erkennung und Abwehr von Bedrohungen in Echtzeit an. Die Automatisierung von Routineaufgaben, wie das Analysieren von Datensätzen, steigert zudem die Effizienz der IT-Sicherheitsteams.

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Skalierbarkeit:

Durch die Möglichkeit, sehr große Datenmengen in kürzester Zeit zu analysieren, sorgt KI dafür, dass Cyber-Sicherheitsprozesse leichter skalierbar sind. Da Künstliche Intelligenz in der Lage ist, sich selbst an neue Bedrohungsmuster anzupassen, kann sie im Laufe der Zeit eigenständig auf immer komplexere Bedrohungen reagieren, ohne dass zusätzliches IT-Personal erforderlich ist.

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Kontinuierliche Anpassung:

Die Tatsache, dass KI kontinuierlich lernt und sich weiterentwickelt, ist an sich als bedeutender Vorteil zu sehen. Mit jeder neuen Bedrohung wird das System intelligenter und kann immer schneller und effektiver auf Angriffe reagieren.

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Kostenersparnisse:

Der Einsatz von KI in der Cyber-Sicherheit erlaubt es Organisationen, Kosten einzusparen. Zum einen kostet das Erwerben von Lizenzen von fortschrittlichen KI-gestützten Sicherheitslösungen weniger Geld als das Einstellen zusätzlicher IT-Fachkräfte. Zum anderen reduziert sich die Zahl der erfolgreichen Angriffe und damit auch der wirtschaftliche Schaden, der dadurch entsteht.

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Unterstützung für IT-Teams:

Einer der wichtigsten Vorteile von KI in der Cyber-Sicherheit ist, dass Künstliche Intelligenz IT-Teams entlastet, indem sie ihnen wertvolle Einblicke und Analyseergebnisse bereitstellt, die sie in ihrer Tätigkeit unterstützen. Die Tatsache, dass KI große Datenmengen automatisiert analysieren und die Ergebnisse in klar strukturierte Analyseberichte umwandeln kann, spart IT-Mitarbeitenden viel Zeit, die sie für andere Aufgaben verwenden können.

Herausforderungen und Grenzen von KI in der Cyber-Sicherheit

Trotz der zahlreichen Vorteile von KI in der Cyber-Sicherheit kann Künstliche Intelligenz nicht alle Probleme lösen, auf die Unternehmen und andere Organisationen bei der Verbesserung ihrer internen Sicherheit stoßen. Auch die Nutzung von KI hat ihre Grenzen und ihr Einsatz ist mit mehreren Herausforderungen verbunden.

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Notwendigkeit der Überwachung durch das IT-Team:

Trotz ihrer Fähigkeit, bestimmte Aufgaben und Prozesse eigenständig durchzuführen, muss die Nutzung von KI einer engmaschigen Überwachung durch geschultes IT-Personal unterliegen. Egal, in welchem Bereich der IT-Sicherheit KI eingesetzt wird, die finale Prozessüberwachung und Entscheidungsfindung muss durch einen Mitarbeitenden erfolgen.

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Qualitätskontrolle der Datengrundlage:

Eine KI kann nur dann gut funktionieren, wenn sie mit qualitativ hochwertigen Daten trainiert wird. Ist das nicht der Fall, führt das dazu, dass sich der Nutzen der Künstlichen Intelligenz für die Sicherheitslösung signifikant verringert. Das bedeutet, dass Datensätze, die in die KI eingespeist werden, vorab bereinigt und kontrolliert werden müssen, was einiges an Zeit beansprucht.

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Mögliche Fehlalarme:

Auch wenn KI sehr schnell lernt und sich ständig verbessert, heißt das nicht, dass sie keine Fehler macht. Aufgrund von fehlerhaften Trainingsdaten und Anomalien im Benutzerverhalten kann es zu Fehlalarmen kommen, bei denen die KI harmlose Aktivitäten als Bedrohungen einstuft. Treten diese Fehlalarme gehäuft auf, können sie das IT-Team viel Zeit kosten, um den Vorfall zu untersuchen.

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Erhöhtes Risiko durch KI-gestützte Angriffe:

Das Problem mit KI in der Cyber-Sicherheit ist, dass sie nicht nur Unternehmen und Organisationen hilft, sich gegen Cyber-Angriffe zu schützen, sondern auch die Angreifer beim Verüben solcher Angriffen unterstützt. Künstliche Intelligenz macht Cyber-Angriffe noch gefährlicher, indem sie die Einstiegshürde für die Täter herabsetzt, Prozessketten automatisiert und eine zielgerichtete Ausführung der Angriffe erlaubt. Die Effizienzsteigerung und die verbesserten Erfolgsaussichten auf der Täterseite setzen den Nutzen von KI für die Cyber-Sicherheit herab.

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Datenschutzbedenken und ethische Fragen:

Der Einsatz von KI bringt mehrere ethische und datenschutzrechtliche Herausforderungen mit sich. KI-Systeme brauchen große Mengen an Daten, um effektiv zu funktionieren. Diese Datenmengen beinhalten oftmals sensible oder personenbezogene Informationen. Auch die mangelnde Transparenz und Rechenschaftspflicht, die häufig mit KI-gestützten Lösungen verbunden sind, werfen in Unternehmen und Organisationen regelmäßig Bedenken auf. Außerdem muss sichergestellt werden, dass die KI so trainiert wird, dass sie weder Vorurteile noch Diskriminierung fördert.

Tipps für den Einsatz von KI in der Cyber-Sicherheit

Unternehmen und Organisationen können verschiedene Maßnahmen ergreifen, um Künstliche Intelligenz effektiv für die Verbesserung ihrer IT-Sicherheit zu nutzen. Hier sind ein paar Tipps, um den Nutzen von KI für die Cyber-Sicherheit zu maximieren.

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Mitarbeiterschulungen:

Hochmoderne KI-gestützte Sicherheitslösungen haben für Unternehmen nur wenig Nutzen, wenn die Mitarbeitenden nicht richtig mit diesen Lösungen umgehen können. Es ist wichtig, die Mitarbeitenden nicht nur bei der Einführung neuer Tools zu schulen, sondern auch regelmäßige Schulungen zur Auffrischung beziehungsweise zur Vorstellung von neuen Funktionen zu organisieren.

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Wahl des passenden KI-Tools:

Um den Nutzen von KI in der Cyber-Sicherheit zu maximieren, sollten Unternehmen und andere Organisationen darauf achten, Sicherheitslösungen und -Tools auszuwählen, die ihren Bedürfnissen und Anforderungen entsprechen. Dabei geht es nicht nur um Aspekte wie Kosten und Integration mit bereits existierenden Lösungen, sondern auch darum, das beste Tool für die Abwehr der Cyber-Angriffsarten zu wählen, die als größte Bedrohung eingestuft werden.

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Regelmäßige Updates und Überprüfungen:

Auch KI-gestützte Sicherheitslösungen müssen aktualisiert und auf dem neuesten Stand gehalten werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Lösungen immer über die neuesten Daten verfügen und auch neue Bedrohungen schnell und effektiv erkennen. Außerdem sollten KI-basierte Tools kontinuierlich überwacht werden, um sicherzustellen, dass die Systeme richtig arbeiten und korrekt konfiguriert sind.

Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und ist nicht als Beratung zu verstehen. Die CyberDirekt GmbH lehnt jegliche Haftung für Handlungen ab, die Sie aufgrund der in diesem Artikel enthaltenen Inhalte vornehmen oder unterlassen.

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